ENS: So verwendet ihr die Blockchain-Domains als Nutzerkonto im Web 3

Es gibt verschiedene Arten von Blockchain-Domains, die einen setzen auf komplette Dezentralität und verkaufen Domains einmalig, sodass man sie für immer hat. Die anderen vermieten Domains, sind dafür aber nicht wirklich dezentral, haben aber auch die bessere Integration in das heutige Web 3. Ich bin ein Typ, ich nutze Dinge so, wie sie für mich passen. Ich kann mit .crypto-Domains als aktuell quasi reine „Kontonummer“ ebenso etwas anfangen wie mit den .eth-Domains von ENS (Ethereum Name Service), die sich eben auch anders nutzen lassen.
Single-Sign-On wird sich wohl eher früher als später durchsetzen. Weg mit Passwörtern, her mit Sicherheit. Die Anwendung ist einfach, statt mit E-Mail und Passwort bestätigt man einen Login einfach, indem man mit seiner Wallet eine Nachricht signiert. So ist sichergestellt, dass sich auch derjenige einloggt, der dem Account zugeordnet ist, das ist natürlich auch pseudonym möglich, viele dApps fragen keinerlei weitere Daten ab, um einen Dienst nutzen zu können. Ein Abhandenkommen von Nutzername und Passwort ist ausgeschlossen.
Das Ganze ist natürlich ohne ENS möglich, aber die .eth-Domains bringen gleich eine ganz andere Lösung mit, nämlich einen Nutzernamen. Durch die Reverse-Resolution der Domain kann anstatt der kryptischen .eth-Adresse einfach der Domainname angezeigt werden. Aber das ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die man mit ENS hat. In diesem Artikel werde ich die Konfiguration einer .eth einmal detailliert durchspielen, vielleicht hilft es jemandem bei der Einrichtung oder auch nur beim Verständnis des Ganzen.
.eth-Domain registrieren
Ihr benötigt in diesem Fall nicht nur die MetaMask-Erweiterung für Chrome, sondern auch ein bisschen ETH auf dem Account, den ihr nutzen möchtet. Pro Jahr kostet eine .eth-Domain 5 Dollar, man kann beliebig viele Jahre auf einmal buchen. Hinzu kommen noch ein paar Transaktionen bei der Einrichtung. Gängig ist es aktuell, dass man sich gleich 10 Jahre holt, damit das mit den Transaktionsgebühren nicht so sehr ins Gewicht fällt. Aber das kann jeder handhaben wie er möchte.
Ihr ruft app.ens.domains auf und gebt in die Suche euren Wunschnamen ein. Die Wahrscheinlichkeit, dass er noch verfügbar ist, ist recht hoch, so verbreitet ist das ja alles noch nicht.

Im Idealfall sieht das dann so aus, die gewünschte Domain wird mit einer grünen Markierung angezeigt, wenn sie noch verfügbar ist:

Klickt die Domain an und es öffnet sich der Registrierungsbildschirm, in dem ihr nicht nur die Dauer der Registrierung angezeigt bekommt, sondern auch gleich die (ungefähren) Kosten. Ich habe mich hier für 5 Jahre entschieden.

Drei Schritte sind es bis zur Registrierung, im ersten „Request to Register“ wird auch schon die erste Transaktion fällig, aktuell umgerechnet etwas über 2 Dollar.

Nach der Bestätigung der Transaktion, die eine Weile in Anspruch nehmen kann, muss man noch einmal eine Minute warten. So soll sichergestellt werden, dass nicht zwei Leute gleichzeitig dieselbe Domain registrieren.

Ist die Zeit abgelaufen, klickt ihr auf Register und bestätigt dann die Transaktion, die auch die Gebühren für die Domain enthält.

Ist die Registrierung durch, seht ihr rechts unten neue Buttons: Remind me lässt euch eine Erinnerung erstellen, wenn die Domain abläuft, Manage Name lässt euch die Domain konfigurieren und Set Reverse Record verknüpft euren Domain-Namen mit eurer ETH-Adresse, damit bei Logins der Name und nicht mehr die Adresse angezeigt wird. Das machen wir in diesem Fall auch erst einmal.
Reverse Record setzen

Die Auswahl ist recht einfach, man wählt die Domain, die man eben gekauft hat und klickt aug Save. In meinem Beispiel wird nun mein Reverse Record von digga.eth auf saschlander.eth geändert. Wichtig zu wissen: Jede Adresse kann natürlich nur mit einem Namen verknüpft sein, aber es können viele Namen auf eine Adresse zeigen. Dazu gleich noch einmal mehr.

Das Speichern kostet auch wieder eine Transaktion, es wird schließlich ein Eintrag auf der Blockchain vorgenommen. In diesem Fall umgerechnet unter 2 Dollar. Ihr seht in MetaMask auch, dass die Transaktion für „Set Name“ verwendet wird.

Ist die Transaktion abgeschlossen seht ihr das dann auch recht unauffällig:

Ein Refresh auf der Seite bestätigt das auch gleich, links oben wird der neue Name angezeigt. Wer das erste Mal eine dabei ist, bei dem steht oben vorher eben die normale Adresse.

.eth-Domain verwalten
Um in die Verwaltungsübersicht der Domain zu gelangen, klickt ihr diese in der Übersicht unter „My Account“ einfach an. Interessant hier: Die Oberfläche ist hier auch nur eine Oberfläche, ihr könnt eure Domain theoretisch auch komplett ohne die Seite verwalten, wenn ihr das drauf habt. Ist ja immer so ein Ding, was wenn ein Anbieter pleite geht. Ist in diesem Fall egal, da sich die Domains auch anders verwalten lassen. Ein riesiger Vorteil von dezentralen Strukturen.
Die ersten EInträge, die ihr in der Übersicht seht, sind Parent, Registrant und Controller. Parent zeigt an, auf welcher Blockchain die Domain liegt, bei Registrant und Controller sollte eure ETH-Adresse stehen. Den Controller könnt ihr auch ändern, so könnt ihr eine Domain zum Beispiel auf einer Wallet ablegen, sie aber mit einer anderen bearbeiten. Die Controller-Adresse wird immer zur Bestätigung benötigt, tragt da also keinen Mist ein.

Der Resolver ist bereits eingetragen, ich würde da auch nichts ändern, weil er funktioniert. Er sorgt dafür, dass eure Adresse(n) mit der Domain verknüpft sind. Kleine Anekdote: Als ich meine erste .eth-Domain eingerichtet habe, musste ich mir den Resolver noch ergoogeln, hoffen, dass ich da nichts falsches eintrage und das manuell setzen. Und das setzte sich durch die ganze Verwaltung der Domain fort. Hier hat sich echt schon sehr viel getan, auch wenn es durchaus noch Verbesserungsbedarf in Sachen UX gibt.
Weiter unten findet ihr dann die einzelnen Records für eure Domain. Auch hier sehr praktisch, die ETH-Adresse, die die Domain registriert hat, ist bereits als Empfängeradresse hinterlegt. Ab dem Zeitpunkt der Registrierung kann man also bereits ETH und ERC-20 Token sowie NFTs über die Domain empfangen. Der Absender gibt diese statt der 0x-Adresse ein, in diesem Fall also saschlander.eth anstatt 0x461AE8c33224ACeB7f1259095dd2a334Ad20f322.

Über ADD/EDIT RECORD könnt ihr die einzelnen Einträge ändern. Was ihr davon nutzt oder nicht, bleibt euch selbst überlassen. In Sachen Coin-Adressen könnt ihr auch andere als die voreingestellten verwenden, ihr fügt sie einfach über weitere „addresses“-Einträge hinzu. Selbiges gilt für Content und Text records, ihr könnt da beliebig rummachen.

Habt ihr alle Einträge vorgenommen, müsst ihr diese noch speichern, das geschieht wieder über eine Transaktion. Gut ist, dass es mittlerweile nur noch eine Transaktion ist, früher war das pro Eintrag eine, das kann ganz schön teuer werden. Rechts unten findet ihr den Button, der die Transaktion auslöst. Ihr seht vorher dann auch noch einmal eine Zusammenfassung:

Meine 6 Einträge (BTC, BNB, E-Mail, Webseite, Avatar und Twitter) kosten nun etwas über 11 Dollar, vielleicht nicht unbedingt billiger als Einzeltransaktionen, aber auf jeden Fall unaufwändiger.

Sind die Transaktionen abgeschlossen seht ihr die entsprechenden Einträge. Habt ihr beispielsweise ein Avatar-Bild gesetzt, könnt ihr das auch einfach wieder mit einem Refresh auf der Seite überprüfen, es sollte dann angezeigt werden.

Das funktioniert dann auch auf allen Seiten, die ENS-Domains unterstützen. Das sind gar nicht so wenige, eine Übersicht über die Dienste, die ENS bereits integriert haben, findet ihr hier. Auch Brave und Opera bieten Unterstützung für ENS. Bei Cryptovoxels könnt ihr eure Domain beispielsweise einfach als Nutzername verwenden.

So sieht das zum Beispiel bei Uniswap aus, wenn man eine Domain hat. Wie ihr sehen könnt wird der Name zwar unterstützt, das Avatarbild aber nicht. Die Integration in neue Dienste oder die Erweiterung bei bereits bestehenden geht aber sehr schnell voran.

Theoretisch können dApps alle Einträge abgreifen und verarbeiten, die ihr angelegt habt. Ihr bestimmt also, welche Daten ein Anbieter von Euch bekommt, sei es nur eure ETH-Adresse oder eben mehr. Bedenkt aber auch, dass eben alle Einträge, die ihr vornehmt, auch öffentlich einsehbar sind.
Zum Schluss noch: Bei den Domains handelt es sich um ERC721-Token, also NFTs, die entsprechend auch in eurer Wallet landen und gehandelt werden können. Läuft eure Mietdauer ab, sorgt der zugrunde liegende Smart Contract dafür, dass er Token automatisch an die Burn-Adresse geschickt wird und die Domain wieder für andere verfügbar ist.
gumo
unter dem Punkt „Reverse Record setzen“ 2. Zeile „…klickt auf Save“ *
unter dem Punkt „Reverse Record setzen“ letzter Abschnitt 3. Zeile „Wer das erste mal eine dabei ist“ ?
unter „.eth-Domain verwalten“ 2. Abschnitt 1. Zeile „Die ersten Einträge,…“ *
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