T3NFT als Beispiel wie man NFT-Abzocke leicht erkennt
NFTs haben ihre erste große Hype-Welle hinter sich, langsam beginnt auch Deutschland, sich dem Thema ein bisschen anzunehmen. Goße Tech-Magazine wie T3N sehe ich da immer etwas in der Verantwortung, die alleine durch die Präsenz am Markt entsteht. Wenn nun T3N eine Ausgabe herausgibt, die sich dem Web 3 widmet, ist das also erst einmal zu begrüßen. Wenn man das Ganze dann auch noch als NFT herausgibt, bin ich direkt Feuer und Flamme, ich freue mich über jeden, der NFTs versteht und diese zu nutzen weiß.
Auf den ersten Blick scheint T3N dies zu tun. NFT mit individuellen Covern der 64. Ausgabe, als unlockable Content ein PDF der Seite und eine Auslosung ist auch gleich noch dabei. 630 BAT gibt es irgendwie zu gewinnen, kann man in der NFT-Beschreibung lesen. Geile Sache! Das schaue ich mir doch einmal genauer an und hole mir vielleicht ein Stück Tech-Magazin-Geschichte. Oder auch nicht, denn bei genauerer Betrachtung ist der NFT-Versuch von T3N allenfalls als kläglicher Versuch zu bezeichnen. Genauer sieht es so aus, als hätte jemand in den letzten Wochen NFTs für sich entdeckt und nun denkt, er weiß komplett über den Markt Bescheid.
Würde man das NFT-Projekt völlig unabhängig von T3N betrachten, könnte man nur davor warnen. Ich nehme dieses Projekt einfach mal her, um euch zu zeigen, wie ihr vertrauenswürdige Projekte bei Opensea selbst erkennen könnt – denn wie eingangs schon erwähnt, finde ich es sehr wichtig, dass man aufklärt.
Der erste Punkt, der einem sofort ins Auge stechen sollte, wenn man mit NFTs einer Kollektion bei Opensea liebäugelt ist die Verifizierung einer Kollektion. Opensea ist ein offener Handelsplatz. Jeder kann dort Dinge einstellen, jeder kann sie nennen, wie er will. Ich könnte jetzt eine Kollektion mit den T3N-NFTs anlegen, die exakt so aussieht, wer die Kollektion dann aufruft, kauft im Zweifel nicht das Original. Aus diesem Grund gibt es bei Opensea eine Verifizierung der Kollektionen. Da muss man natürlich selbst aktiv werden, aber das Ganze ist kostenlos. Wer euch also etwas aus einer nicht-verifzierten Kollektion verkaufen möchte, ist zu faul – überlegt gut, ob ihr da Geld investieren möchtet. Es gibt auch Ausnahmen, nämlich dann, wenn Kollektionen mit Platzhaltern verkauft werden. Jene werden dann erst verifiziert, wenn der Platzhalter gefüllt ist. Auch das liegt bei T3N nicht vor, sonst würde die Warnung von Opensea (siehe Screenshot) verschwinden.
Der zweite Punkt ist die Verkaufsform. Es spricht nichts dagegen, NFTs nicht unter Wert verkaufen zu wollen. Macht man dies über eine Auktion, kann man den Startpreis entsprechend festlegen. Eine Unsitte im NFT-Space, das weiß man, wenn man länger als ein paar Wochen aktiv ist, ist den Reserve-Preis sehr viel höher als den Startpreis zu legen. Das ist so eBay Ende der 90er und wird eigentlich nicht so gehandhabt, wie es hier der Fall ist. Nun kann man natürlich diskutieren, was so etwas wert sein sollte oder auch nicht, ich ging davon aus, dass der Reserve-Preis recht niedrig liegt – ein paar Jährchen mache ich ja mit NFTs schon rum.
Pustekuchen. Ich hoffte eigentlich darauf, die Ausgabe 1/64 ergattern zu können, das wäre mir auch ein paar Mark wert gewesen. Ich bin nun bei einem Gebot von 0.5 ETH (ca. 1200 Dollar ausgestiegen). Das ist es mir persönlich nicht wert, nicht wenn hier NFTs ohne Ahnung erstellt werden. Cashgrab nennt man so etwas, wird auch gerne von Prominenten oder Influencern angewendet, in diesem Fall eben von einem Magazin, das sich selbst irgendwo Seriosität auf die Fahnen schreibt. So eben der Eindruck nach Außen – sicher wird man sich bei T3N irgendetwas dabei gedacht haben.
Auch der Token selbst muss als lieblos erstellt bezeichnet werden. Man kann Metadaten ohne Ende speichern. Was gibt es hier? Die Seitenzahl. Nicht noch einmal die Tokennummer (bei 64 Einzeltoken durchaus interessant), nicht das spezielle Cover, einfach nur die Seitenzahl. Vielleicht hätte man eines der Property-Felder auch mit „leckt uns am arsch und gebt uns kohle“ füllen können. Wäre aber vermutlich auch zu viel Aufwand gewesen.
Und dann war da noch das Gewinnspiel. Wer einen der Token kauft, landet in einem Lostopf, der mit 630 BAT gefüllt ist. Die Angaben sind hier sehr widersprüchlich, in den About-Beschreibung bei den Token selbst werden 1270 BAT erwähnt. Ihr könnt also einen Bruchteil eurer Ausgaben wieder zurückgewinnen, ist das nicht toll? Wer mit seinen Verkäufen mindestens 32 ETH machen möchte (0.5+ x 64 Ausgaben), der sollte vielleicht etwas mehr springen lassen als 300 Euro, es kommt nämlich nicht sehr glaubwürdig.
Wenn man den Mindestpreis, der irgendwo jenseits von 0.5 ETH liegt (ich vermute der Mindestpreis liegt bei 1 ETH, da Opensea Gebote dann automatisch abwickelt) auf die 64 NFTs hochrechnet, kommt da eine nette Summe zusammen, die mit ein paar digitalen Ausgaben eines sowieso schon vorhandenen Magazins erreicht wird. Auch hier schreit alles Cashgrab. Kaum einer mit Verstand würde in ein solches Projekt investieren – wie bereits erwähnt, unabhängig von T3N betrachtet.
Auffällig, aber vermutlich nur ein Flüchtigkeitsfehler ist auch noch, dass die Kollektion zwar t3NFT Collection heißt, die NFTs selbst aber als t3nNFT bezeichnet werden. Typischer Anfängerfehler, der halt ziemlich doof aussieht. Nichts, das wirklich abschreckt, in der Summe aber eben auffällt.
Werfen wir nun noch einen Blick auf den Account, der die Magazine verkauft. Der nennt sich t3n_magazin (auch hier Vorsicht, man kann sich nennen, wie man möchte, Verifizierungen gibt es hier nicht) und hat sogar eine Beschreibung ausgefüllt. Auf englisch, während man deutsche Nutzer anspricht, weil das Magazin auf deutsch ist. Kann man machen, selbiges gilt für die Tokenbeschreibung, immerhin erreicht man so mehr Nutzer (die dann mit ihrem Kauf wenig anfangen können, außer ihn als Spekulationsobjekt zu halten) – ihr seht, auch dieser Punkt schreit in diesem speziellen Fall nach Cashgrab.
Zurück zum Account, weil ich glaube nämlich, dass dieser verrät wie das Ganze abgelaufen ist und ich würde mich freuen, wenn T3N dazu – ehrlich – Stellung bezieht. Die Adresse zum Account wurde vor 15 Tagen erstellt. Gefüttert wurde sie mit einem sehr kleinen Erstguthaben über uphold.com. Uphold.com wiederum ist die Schnittstelle zu BAT, dort laufen die Spenden der Brave-Nutzer auf unterstützten Seiten zusammen. Würde auch die 630 BAT als Gewinn erklären, die liegen da halt noch so rum als Rest. Da hat sich sicher ein findiger Autor gedacht, man könne den NFT-Hype mal eben ausnutzen, weil das ist ja alles so easy, da werden Affenbilder für 20+ ETH gehandelt, verpixelte Punks schaffen es gar in die großen Auktionshäuser.
Der Verantwortliche hat sich aber nicht einmal die Mühe gemacht, sich mit den Kollektionen bei Opensea oder gar mit Opensea selbst auseinander zu setzen. So holt man eben nur die ab, die ebenso neu im NFT-Space sind wie offenbar T3N. Das eigentlich Schlimme ist aber, dass exakt diese Masche vier bis acht Wochen früher 100% erfolgreich gewesen wäre.
Die digitalen NFT-Ausgaben hätten deutsche Publizistengeschichte schreiben können. So sind sie ein kläglicher Versuch eine Welle zu reiten, die längst von anderen bezwungen wurde. Nächstes Mal vielleicht jemanden ran lassen, der sich besser auskennt. Oder es ganz klar als Spaßversuch deklarieren.
Und an meine paar Leser: Kauft nicht jeden Scheiß, der euch angepriesen wird, nur weil ein vermeintlich vertrauenswürdiger Name drauf steht. NFTs sind die Zukunft für so vieles, aber nicht alle sind eben auch brauchbar.
Update: Wie einfach es ist, seine Collection bei Opensea verifizieren zu lassen zeigt T3N nun selbst. Ein Tweet an Opensea und 22 Minuten später war die Collection mit dem begehrten Häkchen versehen. Kann man halt auch vorher schon so machen, wenn man sich als digitale Pioniere präsentiert. Geil auch, dass man in dem Tweet gleich Opensea als langsam angeht. Kann man schon so machen.
Update und Disclaimer: Da sich T3N ja sehr lernfähig zeigt und ich auch nie behauptet habe, dass dies in diesem Fall eine Abzocke wäre – es sieht halt nur so aus, wenn man die objektiven Fakten betrachtet – werde ich da doch mal versuchen ein Exemplar zu erhalten. Keine Ahnung, wie sie das über die gewählte Auktion bewerkstelligen wollen, ohne dabei Miese zu fahren (sollten die Gebote nicht steigen), aber das werden wir dann schon sehen. Wird bestimmt noch interessant, sicher aber lehrreich für den, der seine ersten Gehversuche mit NFTs auf dem Rücken der T3N-Redaktion austrägt.
Update! Ein paar Stunden vor Ende der Auktion vor Ende der Auktion, hat T3N die meisten der beanstandenden Punkte korrigiert. Nun ist nur noch die sehr komische Auktion (von der ich nach wie vor behaupte, dass T3N diese einfach nicht verstanden hat) das komische Ding an der Sache. Heißt also, die T3NFT Collection macht Stand jetzt nicht mehr zwingend den Eindruck eines Scams (Cashgrab immer noch, weil der Reserve-Preis der Auktion nach wie vor bei 1 ETH liegt. Spannend wird noch sein, wie dann der Inhalt des Tokens aussehen wird, aber vermutlich hat man da auch einfach auf die Opensea-Vorrichtung zugegriffen, sodass das so spannend dann auch nicht ist. Und an die Kommentatoren, die hier von T3N reinschneien: Macht euch keine Sorgen um meine Verdauungsprobleme, ich werde eure digitalen Pioniere nicht mehr bloßstellen, wenn sie Mist verzapfen. Und weil man jetzt ja nicht mehr vor der Collection warnen muss, gibt es sogar einen Link dorthin (ich verlinke normalerweise keine fragwürdigen Projekte, deshalb fehlte er bisher).
hmmm, ist doch aber opensea verified und fast alle NFTs kosten aktuell unter 10€ bzw. gibt es soweit ich es sehe die von dir genannten gebote garnicht.
würde vielleicht sinn machen, das richtig zu stellen.
und wo/wie liegt nochmal aus deiner sicht die die schwachstelle oder etwas nicht richtig?
finde es schon etwas sehr von oben herab/überheblich, das mit „kauft nicht jeden scheißt“ zu bezeichnen.
in einem satz: für 10€ kannst du einen t3n NFT inkl. pdf des aktuellen magazins erhalten und nimmst zusätzlich ein einem basic attention token airdrop/raffle teil bei dem über 4000 $BAT unter den 64 NFTs verlost werden.
hast du eigentlich mal den release-artikel zum thema gelesen?
Siehe Update. Keine 20 Minuten hat die Verifizierung gedauert, man muss sich nur kümmern. Das wurde ganz bewusst nicht gemacht. Und das mit den 10 Euro pro NFT, sorry, dann haben sie die völlig falsche Verkaufsform gewählt. Und die Ausreden dazu via Twitter bestätigen das. Hier hat jemand mit sehr wenig Ahnung gehandelt. Erschreckend, dass so etwas gerade zu einer Ausgabe passiert, die W3 als Thema hat. Was soll man davon dann noch halten inhaltlich? Genauso schlampig gearbeitet?
hast du schief geschissen sascha?
Ja, aber erst nach dem Artikel.
Hi
1. Abschnitt 3. Zeile „… Große Tech-Magazine…“ *
letzter Abschnitt 1. Zeile „vor Ende der Auktion“ 2 mal geschrieben.
bin fan